Im Prognos-Zukunftsatlas 2016 belegten unter den 402 Landkreisen und kreisfreien Städten der Bundesrepublik Deutschland der Landkreis Altenburger Land Platz 391, der Landkreis Greiz 349 Platz. Gera schaffte es immerhin auf Position 336. Die geringe Wirtschaftskraft hat auch negativen Einfluss auf die Gebietskörperschaften. 2014 musste die Stadt Gera bei vier ihrer Tochterunternehmen Insolvenz anmelden.
Die fehlenden Zukunftsperspektiven scheinen der gesamten Region die Kraft zu einem deutlichen Neuanfang geraubt zu haben. DER SPIEGEL bringt die Situation auf den Punkt: „Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Der Niedergang bringt den Frust. Aber in Gera scheint auch das Gegenteil zu stimmen: Der Frust bedingt den Niedergang. Das Bewusstsein bestimmt das Sein.
Die Geschichte von Gera ist die eines ökonomischen Verlierers. Von einer Stadt, die irgendwann nicht mehr mithalten konnte mit ihren Nachbarn. Von der weltweiten Konkurrenz ganz zu schweigen.“
Fehelnde Kooperationen
Während sich in den umliegenden Technologieregionen Jena, Halle, Leipzig und Chemnitz erfolgreiche Cluster gebildet haben, verfügt Ostthüringen zwar über hochspezialisierte Technologieführer in unterschiedlichsten Bereichen, aber die Zusammenarbeit insbesondere innerhalb von Wertschöpfungsketten sowie der fachliche und persönliche Austausch und die Kommunikation von Best Practice-Modellen ist in der Region fast nicht existent. Daher existieren bisher auch kaum regionale Verbundprojekte, auf denen aufgebaut werden kann – und die Bevölkerung ist in weiten Teilen zutiefst frustriert. DER SPIEGEL hat auch das erkannt: „Wie konnte Gera, das einmal stark und stolz war, so vor die Hunde gehen? Politisches Versagen? Historisches Pech? Oder beides? Die Geraer wissen es nicht. Die eigene Stadt ist ihnen ein Rätsel, ein Fremdkörper. Sie wissen nur, wer hier etwas anpackt, muss sich wehren gegen einen mächtigen Sog, der alles verschlingt: das Geld, die Lust, die Kraft.“